EZB-Chefökonom Lane für höhere Steuern für Bessergestellte wegen Energieschocks

Denkbar auch für "hochprofitable" Industrien und Unternehmen

Der Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, hat sich angesichts der explodierenden Energiepreise dafür ausgesprochen, die Steuern für Besserverdienende oder "hochprofitable" Industrien und Unternehmen zu erhöhen, um so Unterstützungsleistungen zu finanzieren. "Unter dem Gesichtspunkt der Fairness, aber auch aus makroökonomischer Sicht sollten die Regierungen das Einkommen und den Verbrauch derjenigen Haushalte und Unternehmen unterstützen", die am meisten unter dem gegenwärtigen Energieschock litten, sagte Lane der österreichischen Zeitung "Der Standard" vom Dienstag.

"Wenn Sie Bedürftige unterstützen und dies durch höhere Steuern finanzieren, ist das weniger inflationstreibend, als wenn die Defizite ausgeweitet werden", fügte er hinzu. Auf Nachfrage sagte Lane, höhere Defizite seien kurzfristig nicht vermeidbar, es brauche aber dafür eine klare zeitliche Begrenzung. "Es geht eher darum, im nächsten Jahr sicherzustellen, dass sich die Defizite weiter verringern und nicht auf dem aktuellen Niveau verharren." Damit sei eine Abkehr von der Politik der fiskalischen Ausweitung gemeint.

Lane erwartet, dass sich die Energiepreise stabilisieren und die Lieferengpässe nachlassen. Dann werde die Inflation zurückgehen - 2023 deutlich und 2024 dann weiter. 

Der Chefvolkswirt warnte im "Standard", der Lebensstandard werde sich wegen der hohen Energierechnungen verschlechtern. "Wir werden in diesem Jahr etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Euroraum für den Nettoimport von Energie ausgeben. Früher war das ungefähr ein Prozent. Das werden wir kollektiv ertragen müssen."